Operation gegen die Katzenschwemme

Verein Samt geht von Februar bis April in die Kastrationsoffensive. Besser als Katzenbabys abzuschieben. Vier Tierärzte ziehen mit.

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Jülich. Der zu erwartenden „Babykatzenflut“ im Frühjahr will der Verein Samt – „Soziale Arbeit für Mensch und Tier“ – mit einem Kastrationsprojekt begegnen. In Zusammenarbeit mit Jülicher Tierärzten und einer Tierärztin aus Aldenhoven bietet Samt an, Katzen von Besitzern mit geringem Einkommen kostengünstig zu kastrieren.

Durch zwei größere, zielgerichtete Spenden stehen dem Projekt 1350 Euro zur Verfügung. Einen Teil der anfallenden Kosten müssen die Tierhalter selbst bezahlen. Gegen Zahlung von einem Drittel der Kastrationskosten erhalten Bedürftige bei der Samt-Vorsitzenden Irene Launer-Hill einen so genannten Kastrationsgutschein, den sie bei den teilnehmenden Tierarztpraxen einlösen können.

Welche Folgen eine unkontrollierte Vermehrung der Katzen haben könnte, illustriert ein Beispiel: Die Nachkommen von nur einem unkastrierten Katzenpaar, das zweimal im Jahr Junge bekommt, summieren sich in zehn Jahren auf über 80 Millionen!

Es hört nicht auf

Seit Vereinsgründung vor zwei Jahren hat Samt für 76 Kastrationen die Kosten übernommen, die zwischen 106 und 318 Euro liegen können. Tierärztin Birgit Rüffer-von Berg erklärt ihre Motivation zur Teilnahme an dem Projekt: „Seit ich mit meiner Ausbildung fertig bin, habe ich tausende Katzen kastriert. Ich habe immer gedacht, irgendwann muss das doch mal aufhören. Aber das tut es leider nicht.“ Denn viele Menschen, die von Hartz IV oder mit einer geringen Rente leben müssen, können sich so gerade noch die Kosten für das Tierfutter leisten, nicht aber den Besuch beim Tierarzt. Dabei sei die Nicht-Kastration sowohl für Tier als auch für Mensch eine unangenehme Sache. „Das ist eine echte Quälerei, wenn man zu Hause eine Katze hat, die alle drei Wochen rollig wird“, so Irene Launer-Hill. Und wie der Vereinsname Samt sagt, geht es nicht nur um das Engagement für die Tiere, sondern auch für die Menschen. Für den Nordkreis Düren gibt es keine gesicherten Zahlen über die Menge der unkastrierten Katzen von bedürftigen Haltern. Doch Launer-Hill geht davon aus, dass es sich um gut und gerne 500 bis 700 Tiere handeln dürfte. „So viele wie möglich“ davon will Samt kastrieren lassen.

Dies diene auch der Entlastung von Tierheimen und Tierhilfsorganisationen, die regelmäßig die Resultate der unkontrollierten Katzenpaarung bei sich aufnehmen müssen. „Je mehr Tiere in den Tierheimen sitzen, desto höher wird auch die Wahrscheinlichkeit von Krankheiten“, erklärt Birgit Rüffer-von Berg.

Das Kastrationsprojekt beginnt am 1. Februar und dauert bis zum 30. April, sofern das Geld bis dahin reicht. Weitere Spenden sind natürlich willkommen. (dol/Jülicher Zeitung)

Ansprechpartner und kooperierende Tierärzte:

Wer sich für die Kastration seiner Katze oder seines Katers interessiert, wendet sich bitte montags bis freitags von 11 bis 16 Uhr an den Verein Samt unter 02461/342009 oder 0157/73801011.

Samt prüft die Bescheinigung des Sozialamtes oder den Rentenbescheid. Beides wird nur akzeptiert gegen Vorlage des Personalausweises. Ein Drittel der Kosten (gerechnet wird mit einfachem Gebührensatz) müssen die Halter selbst tragen.

Mit dem von Samt ausgestellten Kastrationsgutschein gehen Halter aus Aldenhoven zur Praxis Rüffer-von Berg in Siersdorf, Halter aus dem sonstigen Nordkreis Düren wenden sich an die Praxen Reinartz, Nürnberg und Wieczorek-Riewe in Jülich.

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