Tiere suchen ein Zuhause 15.02.2009

Kastrationsprojekt: Hilfe für arme Katzenbesitzer

Vor drei Jahren gründete Irene Launer-Hill den Verein Soziale Arbeit für Mensch und Tier (S.A.M.T.). Der Verein hilft bei der medizinischen Versorgung von Haustieren, sucht Pflegestellen für Fundtiere, vermittelt Haustiere, achtet auf ihre artgerechte Haltung und hilft Tierhaltern, die in Not geraten sind.

Der Verein unterscheidet sich darin von vielen anderen Tierschutzvereinen, dass sich Irene Launer-Hill und ihre Mitstreiter nur um die Tiere bedürftiger Halter kümmern und ausdrücklich auch Hilfe für Menschen in Not als Vereinszweck in die Satzung aufgenommen haben.

Launer-Hill lebt am Rande der Schweizer Siedlung in Jülich – und vertritt die Bewohner im Stadtrat. Die meisten sind Sozialhilfeempfänger, viele von ihnen haben Tiere. Sie können sich die Unterhaltskosten gerade noch leisten. Wenn aber eine Tierarztbehandlung ansteht, wird es schwierig. In der Regel akzeptieren die Tierärzte keine Ratenzahlung, zu oft haben sie schlechte Erfahrungen gemacht.


Eine Zeitlang half Irene Launer-Hill aus eigener Tasche, wenn ein Tier operiert oder kastriert werden musste.
600 bis 1.200 Euro gibt der Verein pro Monat für Tierarztrechnungen aus. Ein wichtiger Aspekt der Arbeit von S.A.M.T. ist es auch, Tiere aus Haushalten zu vermitteln, in denen die Halter mit der Haltung finanziell überfordert sind.

Über die Tiere ergeben sich Kontakte zu Menschen, die sonst vielleicht nicht zustande gekommen wären. Daniel ist ein Beispiel dafür: Der junge Mann lebt in der Schweizer Siedlung. Über seinen Kater lernten er und Launer-Hill sich kennen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus eine Art Freundschaft und die beiden unterstützen sich gegenseitig.


Daniel verteilt zum Beispiel Spendenaufrufe für den Verein, Launer-Hill hilft ihm beim Umgang mit den Behörden. „Ich bin ganz schön hochgekommen dadurch“, sagt Daniel. Inzwischen hat er, dank der Vermittlung von Launer-Hill, Arbeit gefunden.


Wenn Launer-Hill wegen eines Tieres angerufen wird und dann einen Hausbesuch macht, stellt sich manchmal heraus, dass die Menschen von viel weniger Geld leben als ihnen zusteht. Wenn sie sich alleine nicht trauen zum Sozialamt oder einer anderen Behörde zu gehen, begleitet sie Launer-Hill oder ein anderes Vereinsmitglied dorthin. Doris Vogel, die Leiterin des Jülicher Sozialamtes, kann sich an fünf Fälle in den vergangenen zwei Jahren erinnern, in denen Menschen dank der Vermittlung von S.A.M.T. zusätzliche Sozialleistungen bekamen. Wenn sie erfährt, dass ein Hartz-IV-Empfänger Probleme hat, sein Tier zu unterhalten, schickt sie ihn zu S.A.M.T. Auch bei der Einrichtung einer Tiertafel in Jülich will die Leiterin des Sozialamts S.A.M.T. unterstützen. „Man muss das große Ganze sehen“, sagt Vogel, „ein Tier ist häufig der einzige Halt, den die Menschen noch haben.“

Dank einer Großspende von 1.300 Euro kann der Verein zurzeit eine Kastrationsaktion für Katzen durchführen. Nach einer Bedürftigkeitsprüfung bekommt der Halter, der ein Drittel der Kosten selbst zahlen muss, einen S.A.M.T.-Gutschein. Akzeptiert wird er von vier Tierärzten in Jülich, die sich darauf geeinigt haben, zum günstigsten Gebührensatz zu operieren.

Autorin:
Katinka Schröder
Hinweis: Sowohl der Text dieses Artikels als auch die hier verwendeten Bilder sind Eigentum des WDR. Dieser hat auch die Urheberrechte inne. Hier werden diese Inhalte nur zu Informations- und Dokumentationszwecken verwendet.

© 2006 – 2024 SAMT – 18 Jahre Soziale Arbeit für Mensch und Tier e. V. in Jülich, Aldenhoven, Linnich, Niederzier, Inden und Titz.